Leopoldina-Symposium Geschichte, Theorie und Ethik der Humangenetik

Leopoldina-Symposium Geschichte, Theorie und Ethik der Humangenetik

Veranstalter
Matthis Krischel, Heiner Fangerau
Veranstaltungsort
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Gefördert durch
Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften
PLZ
40225
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.10.2021 - 08.10.2021
Deadline
01.09.2021
Von
Matthis Krischel, Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Zur Geschichte der Humangenetik und humangenetischen Beratung im deutschsprachigen Raum erschienen in den letzten zehn Jahren zahlreiche Veröffentlichungen, weitere Forschungsprojekte werden momentan durchgeführt. Fragen der medizinischen Ethik in der Humangenetik werden bereits seit mehr als 20 Jahren diskutiert.

Leopoldina-Symposium Geschichte, Theorie und Ethik der Humangenetik

Zur Geschichte der Humangenetik und humangenetischen Beratung im deutschsprachigen Raum erschienen in den letzten zehn Jahren zahlreiche Veröffentlichungen, weitere Forschungsprojekte werden momentan durchgeführt. Fragen der medizinischen Ethik in der Humangenetik werden bereits seit mehr als 20 Jahren diskutiert. Durch anhaltende technische Entwicklung (z.B. nicht-invasive Pränataldiagnostik) stellen sich jedoch immer wieder neue Fragen. Gleichzeitig sind Normen zur humangenetischen Diagnostik, Therapie und Forschung in Deutschland vor dem Hintergrund der Erfahrung mit der „Volkskörper“-Medizin im Nationalsozialismus gewachsen und deshalb aus historischer Perspektive besser zu verstehen. Fragenkomplexe zum gegenwärtigen und zukünftigen Verhältnis von genetischen Test, ihren Folgen und der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft sind noch nicht abschließend diskutiert. Aus wissenschaftstheoretischer und begriffshistorischer Perspektive sind einige zentrale Aspekte der Humangenetik noch immer unterdeterminiert.

Das Thema hat hohe wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Die Humangenetik als Längs- und Querschnittsfach der modernen Medizin wird heute nicht nur vorgeburtlich bzw. bei der Familienplanung eingesetzt. Auch in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten werden genetische Tests verwendet (z.B. Onkogenetik). Durch neue Verfahren werden in naher Zukunft vielleicht therapeutische Eingriffe in die Keimbahn möglich, die neue ethische und theoretische Herausforderungen schaffen. Diese Aspekte gehen nicht nur Humangenetiker/-innen und Forscher/-innen im Querschnittsbereich Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an, sondern sie sind für die gesamte Gesellschaft relevant.

Hier setzt die geplante Tagung zur Geschichte, Theorie und Ethik der Humangenetik an. Im Mai 2020 sollen Expert/-innen zur Geschichte und Ethik der Humangenetik gemeinsam mit Vertreter/-innen des Faches, Wissenschaftstheoretiker/-innen und Sozialwissenschaftler/-innen in Düsseldorf zusammenkommen um bei einem interdisziplinären Leopoldina-Symposium (1) die vorderste Forschungsfront zu bestimmen und Forschungsdesiderate zu formulieren und (2) sich über die manchmal überraschen starren Grenzen von Medizingeschichte, Medizinethik und Sozialwissenschaften hinweg auszutauschen und nach Synergien in Forschung und Wissenschaftskommunikation zu suchen.

Die Tagung wird durch die Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften - gefördert.

Programm

Programm (Stand: 23.9.2021)

Mittwoch, den 6.10.2021

17.30 Ankommen, Kaffee

18.00 Eröffnung der Tagung: Matthis Krischel

18.05 Begrüßung: Svenja Caspers

18.15 Keynote Lecture

Birgit Nemec (Berlin): Humangenetik und Reproduktion als Teile von Gesellschafts- und Wissensgeschichte
Anschließend Podiumsdiskussion mit Heiner Fangerau (Düsseldorf), Birgit Nemec (Berlin), Dagmar Wieczorek (Düsseldorf): Humangenetik und Gesellschaft – gestern, heute, morgen
20.00 Abendessen

Donnerstag, den 7.10.2021

8.30-9.00 Ankommen, Kaffee

9.00-10.30 Sektion I: Genomik und Ethik (Moderation: Harald Rieder)
Christoph Schickhardt und Eva Winkler (Heidelberg): Mein Genom für die Forschung und auch für mich? Herausgabe genomischer Rohdaten an Patienten/ Studienteilnehmende
Karla Alex und Eva Winkler (Heidelberg): Vorschlag eines Modells zur ethischen Analyse von Epigenome Editing im Vergleich mit Genome Editing: Kernfragen und erste Antworten
Christoph Schickhardt, Jonas Narchi und Eva Winkler (Heidelberg): Künstliche Intelligenz in der Genomik: Ethische Herausforderungen
10.30-11.00 Kaffee

11.00-13.00 Sektion II: Recht(e) und Philosophie (Moderation: Matthis Krischel)

Klaus Zerres (Aachen): Humangenetik zwischen ärztlicher Praxis und Intention des Gesetzgebers
Christian Lenk (Ulm): Das Recht auf Nichtwissen in der Humangenetik: sinnvoller Schutz oder regulatorischer Irrtum?
(kurze Kaffeepause)

Dagmar Schmitz (Aachen): Schlecht beraten? Die schwierige Rolle der Klinischen Ethik im Kontext von Schwangerschaftsabbrüchen nach Pränataldiagnostik
Merle Wessel und Mark Schweda (Oldenburg): Ethische Perspektiven zu humangenetischer Forschung und Wissenschaftskommunikation im Kontext von Isolatpopulationen
13.00-14.30 Mittagessen

14.30-16.30 Sektion III: Humangenetik in Bundesrepublik und DDR (Moderation: Thorsten Halling)

Felicitas Söhner (Düsseldorf): „… waren natürlich ganz zentral“ - Ethische Fragen in der humangenetischen Beratungspraxis
Susanne Doetz (Berlin): Etablierung und Praxis der humangenetischen Beratung in der DDR
Lukas Alex (Münster): Projektvorstellung „Bevölkerung, Familie, Individuum: Wissensgeschichte der Humangenetik in der frühen Bundesrepublik 1949–1965“
19.00 Abendessen

Freitag, den 8.10.2021

8.30-9.00 Ankommen, Kaffee

9.00-11.00 Sektion IV: Humangenetik im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit (Moderation: Chantal Marazia)

Heike Petermann (Münster): Zur Geschichte und Theorie der Erbkrankheiten
Timo Baumann (Düsseldorf): Der Konflikt zwischen Pathologen und Rassenforschern in der NS-Zeit über die Vererbung von Krankheiten.
(kurze Kaffeepause)

Ulrika Mientus (Marburg): Unhinterfragbares Wissen? Die Rolle der Humangenetik in der Diskussion um die Entschädigung NS-Zwangssterilisierter
Frank Sparing (Düsseldorf): Der Düsseldorfer Humangenetiker Heinrich Schade
11.00-11.30 Kaffee

11.30-13.00 Sektion V: Ethische Aspekte (Moderation: Anne Oommen-Halbach)

Vasilija Rolfes (Düsseldorf): Ethische Aspekte der Keimbahnintervention
Mathias Wirth (Bern): Habermas zur Ethik der Stammzellforschung und der Debatte um induzierte pluripotente Stammzellen
Hannes Foth (Lübeck): Pränatale Gendiagnostik, Bedingungslosigkeit und die Eltern-Kind-Beziehung
13.00-13.30 Abschlussdiskussion

14.00 Tagungsende

Kontakt

Matthis Krischel (matthis.krischel@hhu.de)

https://bit.ly/3lL0rhC